Power Point oder Flipchart?

Wie lange ist Ihre letzte Power-Point Präsentation her? Meine noch nicht sehr lange: eine Information über das System der Oberstufe im Gymnasium. Eine Folie jagte die andere,  mit bunten Tabellen und vielen Inhalten.

Der Referent war  ein Sympath, der uns bei dem trockenen Thema durch ein paar Witze bei Laune hielt.

Am Ende waren wir geistig ermattet, überzeugt, dass wir wichtige Informationen bekommen haben aber konnten uns nur an einen Bruchteil erinnern. Das wollte natürlich keiner zugeben, denn erstens waren wir ja im Gymnasium, das impliziert alleine schon ein gewisses Niveau, zweitens sahen die Anderen so aus, als hätten sie alles bestens verstanden (stellte sich in späteren Gesprächen als Trugschluss heraus). Mitschreiben ging nicht, dafür wechselten die Folien zu schnell.

Zum Glück gab es eine Broschüre, in der wir alles am nächsten Tag noch einmal nachlesen konnten. So hatten wir zwar ein paar Bekannte getroffen, aber der Lerneffekt an diesem Abend war gering und ich brauchte zusätzlich Zeit für die Nacharbeit.

Schon seit längerem geistern Anti-Powerpoint Parolen durch die digitale Landschaft. In einer Studie werden über 82% der Power-Point Präsentationen als langweilig und nicht zielführend eingestuft. Auch VW schob exzessiven PP-Präsis einen Riegel vor, wie die Welt online berichtet

Dabei hat eine PP-Präsi viele Vorteile: Sie ist leicht zu transportieren, gibt Unsicheren einen Sprechleitfaden, erspart eine nachträgliche Dokumentation und kann schnell aktualisiert werden. Zudem wirkt sie professionell und kann Bilder und Corporate Designs gut transportieren.

PP-Gegner verweisen auf die Gefahr des inhaltlichen und visuellen Overloads. PPs lenken die Aufmerksamkeit vom Vortragenden auf die Leinwand und schaffen damit Distanz. In meist abgedunkelten Räumen wird der Teilnehmer zum passiven Zuhören verdammt. Dazu kommen Vortragsfehler wie zum Beispiel gleichzeitiges (und oft schnelles) Reden bei voller Folie. Das strengt an und hinterlässt Verwirrung.

Flipchart - Die Alternative zur Power-Point Präsentation

Als Alternative wird gutes altes Handwerkszeug vorgeschlagen: Flipchart und Moderationstafel mit klassischem Moderationszubehör. In seinen Youtube-Videos präsentiert Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm in wenigen Minuten den Unterschied zwischen PP und Flipchart Präsentation. Probieren Sie es aus, ein beeindruckender Selbstversuch.

Die Vorteile beim "analogen" Präsentieren/Moderieren liegen im Ansprechen mehrerer Sinne (visuelle, auditive und taktile Wahrnehmung) und dem Einbeziehen aller Beteiligten. Durch aktives Teilnehmen bleiben alle im Thema und laufen nicht Gefahr, wegzudämmern. Und gemeinsames Erarbeiten fördert die Motivation. Die Kartenabfrage ist dabei eine bewährte Technik zum Sammeln und Strukturieren von Themen, Fragen und Ideen. Die Ergebnisse, z. B. über eine Bewertung mit Klebepunkten ermittelt, haben eine hohe Akzeptanz. Nachteil: auf dem Flipchart oder der Moderationstafel sind die Inhalte naturgemäß beschränkt, große Informationsmengen können hier nicht vermittelt werden.

Die Weisheit, liegt, vermutlich wie immer, in der Mitte und in einer guten Vorbereitung. Je nach Raumgröße, Teilnehmerzahl und Zielsetzung lohnt es sich, mit den Methoden zu spielen. So kann z. B. eine PP-Präsi als Einführung dienlich sein, um eine Gruppe auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Wenige Folien mit wenigen Punkten und genug Pausen, um in Ruhe lesen und verstehen zu können, bewirken kleine Wunder. Anschließend kann man zur klassischen Moderation wechseln mit all ihren Vorteilen und verschiedenen Methoden.